Erst Nikon, dann Canon - nun Sony?
Veröffentlicht am 11. Juni 2015 von Roman
Seit geraumer Zeit gehöre ich ja bei Foto ins Canon Lager. Und weil ich mich aufgrund meines Berufes ja auch schon sehr langer Zeit mit dem Thema Fotografie auseinandergesetzt habe, ist mir diese Entscheidung damals auch gar nicht so leicht gefallen. Waren doch alle Profis eingeschworen auf Nikon und haben die Pendants von Canon nur alle belächelt. Es gibt hat noch so etwas wie Markentreue. Warum ich mich aber damals für die Produkte von Canon entschieden habe, ist leicht erklärt. Denn wie so oft ist der Angreifer einer dominierenden Marke eines Genres auch meist wesentlich innovativer. So war das damals auch bei Nikon versus Canon.
Bessere und schnellere Verschlusszeiten, bessere Objektive (mit einer langjährigen Erfahrung aus der Fernsehbranche), größere Brennweiten - und dann noch den damals innovativen Bildstabilisator auf Gyrosensor-Basis. Alles für mich genug Gründe, das Bessere gegenüber dem quasi Standard zu bevorzugen. Dass die Objektiv- und Zubehörauswahl aus dem Hause Nikon wesentlich höher war, hat mich weniger gestört, da ich mir all dieses Zubehör ohnehin nicht leisten konnte. Bestätigt wurde ich in meiner Wahl, als Canon dann auch die ersten Digitalkameras herausbrachte und Nikon immer einen entscheidenden Schritt voraus war.
Konkurrenz belegt das Geschäft - und weil auch Nikon nicht mehr ewig zusehen konnte, wie sich Canon weiter entwickelte, wurde daraus ein ziemlicher Kampf einer bis dato eher statischen und langsamen Entwicklung. Nun sind Nikon und Canon in etwas wieder auf dem gleichen Niveau. Mal ist Nikon überlegen - mal Canon. Viele Mitbewerber haben diesen Kampf nicht überlebt und sind von Markt oder in der Bedeutungslosigkeit verschwunden - manche gut eingesessene und bekannte Marken (Kodak, Polaroid) sogar aus dem business ausgestiegen. Das erinnert doch stark an die Entwicklung zwischen Apple - Nokia - Blackberry.
Ein neuer Angreifer allerdings hat sich vor Jahren in den Markt dazu gestürzt - wenn auch bis dato mit nicht sehr umwerfendem Erfolg. An der Entscheidung zwischen Nikon oder Canon rüttelt Sony mit seiner Alpha-Kameraserie nicht besonders. Aber ändert sich das nun?
Leider sind die Entwicklungen der beiden vorherrschenden Kameramarken eher bescheiden und es dauert ewig, bis Neuerungen heraus kommen. Wenn das so weiter geht, werden bald iPhones (Smartphones) auch diese Giganten aushebeln. Bei vielen Gelegenheitsshots ist das ohnehin keine Frage mehr. Und Touchscreens mit einer ähnlich intuitiven Benutzerführung wie bei einem Smartphone sucht man vergeblich. Auch WLAN oder GPS ist bei vielen Top Geräten nur per kostspieligem Modul verwendbar.
Einst hat ja Canon mit der Innovation Video mit DSLR-Kameras gepunktet und so tolle Bildresultate für Amateure oder Semiprofis zustande gebracht. Aber auch hier hat sich fast nichts getan. Trotz angeblich toller interner Prozessoren gibt es hier kein 4K, keinen Autofokus, 120 Bilder in der Sekunde, native RAW-Formate für Film und vieles mehr. Auch in diesem Bereich punkten immer mehr die Smartphones, was bei den großen Herstellern eher zu Ratlosigkeit führen dürfte als dazu, Aktionen und Innovationen zu bringen. Man hat sich scheinbar den Markt ganz gut aufgeteilt und ist mit den Marktanteilen zufrieden.
Sony allerdings hat an Fahrt aufgenommen - und schon ein paar mal mit interessanten Features aufhorchen lassen. Wie jetzt auch mit der Ankündigung der Sony α7R II. Die Kamera hat den ersten Back-Illuminated Vollformatsensor verbaut. Etwas, was es bei kleineren Sensoren schon viel länger gibt und bessere Bildresultate liefert. Das Licht muss bei dieser Technik nicht durch soviel Sensorschichten hindurch und hat so einen wesentlich besseren Wirkungsgrad. Auch scheinen Hochleistungsprozessoren zum Einsatz zu kommen, die eine bessere und schnellere interne Bildverarbeitung und noch viel weniger Bildrauschen machbar machen. Ein Metier, wo die Smartphones mit den Mini-Sensoren noch deutlich das Nachsehen haben. Bis zu einer ISO Zahl von 102400 soll man nun auch bei größter Dunkelheit noch gute Ergebnisse erzielen. Und all das bei sehr guten 42,7 Megapixel pro Bild.
Das das Ergebnis bei schlechten Lichtverhältnissen noch besser wird, dafür sorgt ein 5-Achsen Bildstabilisator. Eine Technik, bei der das Bild wirklich merkbar ruhiger wird und es weniger zu Verwacklungen kommt. Spannend für mich ist auch, dass scheinbar das generelle Format kleiner und schlanker ist, als bei herkömmlichen DSLR-Kameras. Was es wieder einfacher macht, die Kamera öfters mitzunehmen. Und auch in Bereich Video ist scheinbar der nächste Qualitätssprung vorprogrammiert. Filmen mit 4K, bis zu 120 Bilder bei 720p (wie bei einer GoPro nur mit einem besseren Chip), der Bildstabilisator und scheinbar auch ein Autofokus (!). Insbesondere auf so ein Feature warte ich ja schon lange bei einer DSLR. Mal sehen, ob die Kamera auch hält, was man bei der Vorstellung verspricht? Im August soll sie erhältlich sein. Ich bin schon auf die ersten Testberichte gespannt. Ein YouTube Video in 4K (auf einem Retina iMac angesehen) ist auf jeden Fall sehr vielversprechend.
Konkurrenz belebt das Geschäft. Vielleicht erwachen ja auch Nikon und Canon aus ihrem Innovationsschlaf. Dann könnte ich sogar meiner Marke treu bleiben.
Anhand der Hände kann man gut abschätzen, wie groß die Kamera im Vergleich dazu ist.
Stabilisation von 5 Achsen. Wie wir schon von einer anderen Sony Kamera kennen lassen sich damit wirklich verwacklungsfreie Videos trotz größerem Zoom machen. Sicher auch ein tolles Feature für Fotos in Low-Light Umgebungen. Gepaart mit der einstellbaren hohen Lichtempfindlichkeit und dem lichtstarken Vollformatsensors sind vielleicht endlich rauschfreie Nightshots oder Innenaufnahmen möglich. Für mich auch als Foodblogger doppelt interessant.
Einen Systemwechsel macht man nicht so einfach. Denn man hat ja schon einige teure Objektive für das bestehende System. Und die sind mindestens genauso wichtig, die der Kamerabody selbst. Der reine Kamerabody der Sony soll ca. 3700€ kosten. Dazu kommen dann natürlich noch die Objektive. Davon gibt es allerdings mittlerweile auch von Sony sehr viele. In Kooperation mit Zeiss, die ja auch bei Ferngläsern tolle Gläser verbauen.