Zum Kaiserlichen Thron

Veröffentlicht am 06. April 2008 von Roman
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Gestern hat uns Werner zu einem Geburtstagsessen eingeladen. Und die Auswahl 'Wohin?' ist gar nicht immer so eine einfache Wahl. Nett und gemütlich soll es sein und das Essen natürlich schmecken, ein bisserl was Besonderes halt - sonst könnte man ja gleich zuhause bleiben. Und Geburtstag ist ja schließlich auch - und der gehört gefeiert.

Klar - keine ganz einfache Angelegenheit, wenn man schon das Haubenlokal für die Küche kritisiert, das andere zu weit vom Schuss liegt oder woanders wieder das Service so gar nicht gepasst hat. Also stürzt man sich auf was neues - man muss ja schließlich alles einmal ausprobiert haben.

Damit man aber nicht ganz daneben greift, bemüht man die eine oder andere Online-Ressource für einen künftigen Quercheck. Und so schreibt zum Beispiel falter.at über den kaiserlichen Thron: Gleich zwei chinesische lokale rittern um die Krone in Wien: Das 'Goldene Zeiten‘ am Dr.-Karl-Lueger-Platz 5 und 'Zum Kaiserlichen Thron‘ im Kaiserlichen Hofmobiliendepot. Beides auch optisch sehr gelungen. Im 'Goldene Zeiten‘ ist der Service manchmal etwas ruppig. Deshalb empfehlen wir uneingeschränkt den 'Kaiserlichen Thron‘ mit dem freundlichen, aufmerksamen und zurückhaltenden Service. ...

Bei Speising.net findet man zum Beispiel diese Einschätzung: Das Restaurant, das er mit seiner Frau Deng Caizhu (ihres Zeichens 'Chefköchin im ersten Rang') führt, heißt nun auch nicht mehr wie früher 'Altes Sichuan', sondern wurde schlicht 'Zum Kaiserlichen Thron' geadelt. Es ist ein luftig-lichtes, sehr zeitgemäßes Etablissement geworden, in dem man sich, nicht zuletzt auch aufgrund der Preislage, ein großes chinesisches Fest erwarten darf. ...

Und die eigene Webpage vom kaiserlichen Thron sammelt fleißig einige Presseartikel um sich so zurückhaltend aber doch ins rechte Licht zu rücken.

Nun ja - s44.at ist da ein wenig anderer Meinung und kann sich den euphorischen Berichten nicht wirklich anschließen. Ich habe wirklich keine Ahnung, was so mancher Tester unter ansprechender Architektur versteht. Kalter Fliesenboden, verhängte Neonröhren, Glasvitrinen und undekorierte und unpersönliche Tische gehören nicht wirklich dazu, mich auf einen schönen und gediegenen Abend einzustimmen. Auch nicht so wichtig, wenn das Essen und der Rest passt.

Die Menüs sind nach Farben geordnet und alles kommt in die Mitte des Tisches - von dort kann sich dann jeder selbst nehmen, was ihm schmeckt - wenn's dann schmeckt. Zu viert haben wir das erdbraune Menü gewählt. Jetzt werde ich mich hier nicht über die einzelnen Gänge alterieren - denn dazu kommt, dass ich der chinesichen Küche sehr kritisch gegenüber stehe. Aber außer den Lammkoteletts geröstet mit Kreuzkümmel und Chili, mit Yuxiang Sauce konnte ich nichts spezielles finden, wo man meinen könnte, dass es einen Hype auslöst. Scheinbar stehe ich mit meiner Meinung aber auch nicht ganz alleine da - denn ein halbleeres Lokal an einem Samstag ist ja auch ein Indiz.

Jeder sollte immer alles probieren und sich selbst ein Bild machen. Ich wollte nur, für den Fall, dass nach dem kaiserlichen Thron gegoogelt wird auch eine kritische Online-Ressource dazu anbieten. Die 'Goldene Zeiten‘ am Dr.-Karl-Lueger-Platz haben mich jedenfalls kulinarisch mehr beeindruckt - auch, wenn es mir hier lieber war und ich es um Ecken origineller fand, diese noch in Transdanubien aufzusuchen.

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