Small Caps in Venice

Venedig haben wir fertig. Und auch, wenn sich Außenstehende manchmal fragen, warum wir so einen Leidenschaft für Venedig haben und wie man hier länger als ein paar Stunden sein kann. Wir persönlich kennen die Antwort. Die Gesamtfläche Venedigs beträgtknapp 415 km², davon entfallen rund 260 km² auf Wasserflächen. Ende 2018 zählte die Stadt 260.520 Einwohner, davon 179.794 in den Stadtteilen auf dem Festland (wie Mestre), 52.996 im historischen Zentrum und 27.730 innerhalb der Lagune. Somit ist der bekannte, historische Teil von Venedig, von den Einwohnern her, etwa so groß wie Villach, Wels oder Sankt Pölten.

Venedig war bis 1797 Hauptstadt der Republik Venedig und mit über 180.000 Einwohnern eine der größten europäischen Städte überhaupt. Bis ins 16. Jahrhundert zählte sie zu den bedeutendsten Handelsstädte, über die der überwiegende Teil des Handels zwischen Westeuropa und dem östlichen Mittelmeer abgewickelt wurde. Venedig unterhielt die meisten Handels- und Kriegsschiffe (daher auch das große Arsenale). Und dieser geschichtliche und kulturelle Hintergrund, der meist auch Reichtum, Weltoffenheit und Mix an Kulturen bedeutete, bleibt einer Stadt eben in den Knochen stecken und weit über die reine Größe hinaus für lange Zeit erhalten.

In Wien ist es ja so ähnlich. Wien war ja einst ebenso bedeutsam und Sitz und Zentrum einer Imperialmacht. Auch von diesem Erbe profitieren wir noch heute. Historische Gebäude, kulturelle Entwicklungen (Komponisten, die hier lebten und sich entwickelten), angesammelte und angefertigte Kunstschätze. Ein wichtiger Teil davon gefällt auch heute noch den Besuchern, aber auch den in Wien lebenden. Was gepaart mit einer guten späteren Entwicklung Wien nicht zu unrecht zur lebenswertesten Stadt macht.

Freilich sind von der heutigen Größe her Venedig und Wien nur schwer zu vergleichen, aber dennoch lassen sich einige Parallelen erkennen. Die historischen Gebäude, die Kultur, die Einstellung, der Zugang zu Essen und Genuss beispielsweise. Wir lieben es einfach hier inmitten des Trubels (auch das macht für uns eine lebendige Stadt aus) unsere mittlerweile Insider-Plätzchen (die nicht immer nur ganz versteckt und abseits liegen) anzusteuern. Aber auch in den diversesten Ecken immer wieder Neues zu entdecken. Wie diesmal die Giudecca, oder schön seit längerem den Campo Santa Margharita, die Cicchetti-Bar Al Bottegon oder das Vino Vero. Hier treiben sich nicht nur Touristen herum sondern man ist auch immer wieder umgeben von Venezianern (oder hier arbeitenden Italienern), lauscht der Vielfalt und betrachtet Vorbeiziehende sowie die fußballspielenden Kinder, die ihre Bälle gekonnt und weniger gekonnt gegen Kirchenmauern donnern. Auch überrascht hat uns die große Anzahl an Hunden. In einer Stadt mit relativ wenigen, verteilten Grünflächen ist es schon recht ungewöhnlich.

Auf unseren Wegen durch die Stadt, nehmen wir auch immer wieder neue Dinge wahr. Diesmal haben wie diese kleine Siebdruckerrei (Instagram) entdeckt, die in einer Seitengasse vom Camp Santa Margherita liegt und uns schon bei einem ersten Rundgang ins Auge gestochen ist. Und da haben wir beschlossen, an unserem Abreisetag nochmals vorbei zu schauen und uns den einen oder anderen Siebdruck als Erinnerung mit nach Hause zu nehmen. Der Laden ist wirklich sehenswert, der Besitzer (ein ehemaliger Designer) hat einen guten Blick mit Ironie die Kulissen der Stadt gepaart mit der Jetztzeit reduziert umzusetzen und farbenfroh auf Papier zu übertragen. So zeigte er uns auch eine Idee für einen künftigen Entwurf auf seinem Laptop.

Wir haben den Laden mit ein paar gut verpackten Prints dann wieder verlassen und legen allen Venedig-Besuchern, die etwas mehr Zeit zur Verfügung haben als nur die Touristen-Hotspots in der Stadt entlang der Trampelpfade zu besuchen, einen Abstecher hier her ans Herz. Und zum nächsten Ombre nebenan oder einen Sprizz am Campo Santa Margherita ist es ja auch nicht weit.