Der Rausch von einem korkenden Wein ist genauso gut wie der, von einem Guten

Veröffentlicht am 18. Oktober 2019 von Roman
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Diese Aussage ist glaube ich einmal vom Künstler Nitsch gemacht worden. Und im Grunde wohl war. Wenn ich es mir aussuchen kann, dann hätte ich aber auf jeden Fall lieber einen Schwipps von diesen Schmankerln als von einem Zweigelt (igitt). Es stellt sich im übrigen die Frage, warum allerorts der Zweigelt auf einmal so in Mode kommt? 'Günschtig isser' kann als Argument vielleicht herangezogen werden. Und fruchtig. Vielleicht: aber nur, wenn man möchte, dass Wein wir ein Obstsaft schmeckt. Auch wenn wir nichts gegen preiswerte Weine haben, wenn sie super schmecken (leider eher selten, insbesondere bei Rotwein) – einen Wein der wie Obstsaft schmeckt, brauchen wir wirklich nicht.

Mittlerweile wissen die meisten Freunde über unsere Abneigung gegenüber der unnötigsten aller Rebsorten ja Bescheid und wir bekommen ihn nur mehr ganz selten (und dann meist aus versehen) aufgetischt. Und das ist gut so. Der eine mag keinen Essig, wir eben keinen Zweigelt! Nicht einmal im Cuvée, wo sich oft ein Löwenanteil davon hinter einem nett klingenden Namen verbirgt. Noch gemeiner! Das mit den Cuvées ist ohnehin auch so eine Sache! Viele davon schmecken ja auch wie ein Pago Johannisbeer. Warum muss – oder soll – Wein überhaupt nach Fruchtsaft schmecken. Ein paar fruchtige Aromen sind ja noch okay, aber meist wird es beim Keltern oder Assemblieren doch recht übertrieben. Wird hier vielleicht sogar manchmal mit tatsächlichen Fruchtsäften nachgeholfen? Man weiß es nicht. Dem Geschmack zu urteilen auf jeden Fall schon. Und bei den ganz günstigen Weinen weiß man es ja auch nicht so genau.

Der Zweigelt ist eine österreichische Neuzüchtung aus dem Jahr 1922 von Friedrich Zweigelt (1888–1964), dem späteren Direktor der Höheren Bundeslehr- und Bundesversuchsstation für Wein-, Obst- und Gartenbau (1938–1945), aus St. Laurent und Blaufränkisch. Friedrich Zweigelt nannte die Sorte „Rotburger“ und mittlerweile (leider!) die meist verbreitete Rebsorte in Österreich. Schon auch spannend, dass man aus zwei eigentlich guten Weinsorten heraus so etwas grausliches machen kann und es sich dann noch verbreitet (wahrscheinlich wegen Gründen der Widerstandsfähigkeit und Ertragsmenge eher eine Vernunftsentscheidung der Winzer).

Ähnliche Verwirrung ist ja unserer Meinung nach der Orange Wein. Schmeckt immer irgendwie nach einem Apfelsaft. Und das soll dann gut sein? Dann kann ich ja gleich einen Apfelsaft bestellen. Und die gibt es in ausgezeichneter und nicht zu süßer Form beispielsweise bei Van Namen. Geschmack und Farbe kommen dann einem Orange Wein (wenn man noch ein wenig Essig oder Versus hinzumischt) recht nahe.

Auch die hier abgebildeten Bordeaux-Weine sind ja meist Cuvées. Aber es kommt halt auf die Mischung der Rebsorten an. Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Und diese guten Bordeaux (auch nicht jede Flasche wo halt Bordeaux drauf steht) sind ein Hochgenuss, den man sich aufgrund der absurden Preise natürlich nur sehr selten gönnt.

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