Hier fischt der Traun

Veröffentlicht am 15. September 2015 von Roman
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Der Donnerbrunnen am Neuen Markt ist schon ein sehr beeindruckender. Meist läuft man daran vorbei, da er leider auf dem ziemlich chaotischen und vollgemalten Platz zwar eine schöne zentrale Stelle einnimmt, allerdings der ganze Platz keine schöne Bühne für ihn bietet. Und er beeindruckt dennoch und zieht Leute magisch an, das eine oder andere Foto von den Charakteren am Beckenrand zu machen. Und noch interessanter. Man kennt gar nichts von der Idee dahinter sondern nimmt die Figuren einfach so wahr, obgleich sie schon ungewöhnliche Positionen einnehmen.

Also habe ich mal Wikipedia befragt. Und siehe da: Erkenntnisse! Zum Beispiel, dass der Name Donnerbrunnen nichts mit irgendetwas göttlichen zu tun hat, sondern einfach nach dessen Erbauer Josef Donner benannt wird. Was gar nicht sein offizieller Name ist. Der lautet nämlich Providentiabrunnen (providentia lat. für Vorsehung) und wurde zwischen 1737 und 1739 errichtet.

In der Mitte des Brunnens steht die Providentia, die Allegorie der Voraussicht beziehungsweise guten Regierung, die sich wohl nicht zuletzt auch auf die gute Wasserversorgung Wiens bezieht. Umgeben wird sie von vier allegorischen Figuren, die Flüsse im Erzherzogtum Österreich darstellen. Die vier Flussfiguren stellen auch die vier Lebensalter und Temperamente dar. Die beiden männlichen Figuren repräsentieren die Flüsse aus Oberösterreich, die beiden weiblichen diejenigen aus Niederösterreich. Traun ist eine jugendliche Gestalt, die mit einem Dreizack nach einem Fisch am Grunde des Beckens sticht. Die Figur ist sehr dynamisch aufgebaut und bietet keine Frontalansicht - sie schaut direkt in das Wasser. Enns ist ein alter Fährmann, der mit einem Ruder an einem Felsbrocken lehnt und so die Enns als wichtige Verkehrsstrecke in den Alpen symbolisiert. Ybbs ist eine ruhende Mädchengestalt mit wasserspendendem Gefäß. March ist eine weibliche Figur, die an ein Relief gelehnt ist, das eine Schlacht (möglicherweise der Römer gegen die Markomannen) darstellt und so den Charakter der March als Grenzfluss hervorhebt. Den Sockel umgeben vier Putten mit wasserspeienden Fischen (Hecht, Karpfen, Wels und Lachs), die als die eigentlichen Wasserspender des Brunnens dienen und die Donau symbolisieren.

Unter der Herrschaft Maria Theresias wurde die Nacktheit der Figuren als anstößig gesehen und sie wurden 1773, angeblich auf Betreiben der Keuschheitskommission entfernt. Der Bildhauer Johann Martin Fischer wurde beauftragt sie einzuschmelzen, erkannte jedoch ihren künstlerischen Wert und restaurierte sie. 1801 wurden sie wieder auf ihren alten Platz gestellt. Zum Glück hat sich hier die Prüderie nicht durchgesetzt und dieser schönen Brunnen ist uns erhalten geblieben.

Und man sieht wieder, wie wenig man eigentlich über die Stadt und deren Geschichte kennt und wie achtlos man an vielen Dingen einfach vorbei läuft. Die, die nun ein wenig Lust bekommen haben sich näher über die Brunnen in Wien zu erkundigen, sei diese Übersicht auf Wikipedia nahegelegt.

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