Alte Gasometer

Veröffentlicht am 16. Juli 2019 von Roman
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Der Umbau der Gasometer ist meiner Meinung nach ja ziemlich verunglückt. Die Gasometer sind mit einem hässlichen Zubau verschandelt, der U-Bahn-Zugang ist unsexy gelöst und das Shopping-Center zwischen McDonald's und Entertainment-Center kaum der Rede wert. Das beste an den Gasometern ist noch die Klangfarbe - eine Institution für alle Musik-Machenden und immerhin eine gewisse Aufwertung des Areals. Für die Gebäude im Umfeld gibt es kein Konzept und sie wuchern planlos vor sich hin. Zwischen Industrieansiedlungen (wie Mode-Groß-Center, Haberkorn und Zgonc) entstehen nun laufend weitere hässliche Gebäude. Nach den ersten Büros nun meist Wohnbaukomplexe. Man will eigentlich wenn man hier ist am liebsten einfach nur in die U-Bahn einsteigen und an einem schöneren Ort wieder aus den U-Bahn-Tunneln auftauchen und die Erinnerung hinter sich lassen.

Dabei hätte es auch so schön sein können und hier einmal ein interessantes Stadtviertel entstehen können, welches rund um die genialen Gasometer-Türme und ihrer Architektur vielleicht für Büros, Lofts und Co spannend gemacht hätte. Perfekten und schnellen Anschluss in die Stadt bis zum Westbahnhof inbegriffen. Die Gasometer wären innen wohl auch besser geeignet gewesen für großzügige Lofts und Büroflächen. Die Nähe zum Flughafen wäre ebenso ein interessantes Asset gewesen. Auch hätte sich hier vielleicht der ORF mit seinen Studios einmieten können und so zwischen St. Marx und den Gasometern etwas wirklich bereicherndes für die Stadt entstehen können.

Aber so tickt rote Stadtpolitik eben einfach nicht. An jedem Eck und End in der Stadt muss scheinbar dasselbe Aufteilungskonzept her. Wohnen (mit großem Anteil an geförderten Wohnungen, die damit auch meist entsprechend lieblos und billig ausfallen) und dann in Normalverteilung: Kindergarten, Supermarkt, Trafik, Ärzte, Schulen, und und und ... Daran ist zwar grundsätzlich nichts auszusetzen, aber könnten nicht auch mal thematische Viertel entstehen und damit unterschiedliche Stadtzielgruppen bedienen? Noch dazu, wo man mit der U-Bahn ohnehin eine perfekte Anbindung in alle Richtungen hat. Aber warum muss das Gasometer-Viertel unbedingt genauso aussehen wie ein Stadtgebiet entlang der Simmeringer Hauptstraße oder der Brünnerstraße?

Eine großzüge Flächenwidmung rund um die Gasometer hätte diese besser in Szene gerückt. Noch den einen oder anderen Backsteinbau dazugestellt und schön langsam wäre es vielleicht interessant mit der ehemaligen Fleischhalle in St. Marx unter der Autobahn mit der Arena als kulturellem Zentrum zusammengewachsen (ein paar Straßen, Radwege und gemeinsamen Freiflächen hätte man wohl dazu anlegen müssen um die Barriere der Südosttangente zu unterwandern. Und selbst in den Prater wäre es mit dem bereits existierendem Steg nicht weit gewesen. Eine spätere Überplattung des U-Bahn Bahnhofes hätte das Areal später vielleicht nochmals interessant wachsen lassen können und jeder hätte hier vielleicht gerne künftig gewohnt.

Jetzt gibt es stattdessen dafür Obis, Billas und Hofers mit ihren riesigen Parkplätzen die sicher ein charmantes Umfeld für eine neue Wohngegend sind (ist zwar nett, dass man dann in die Einkaufsgroßflächen zu Fuß gehen kann, aber will man sich hier wirklich aufhalten und auf die orange Blechfassade und die Parkhauseinfahrt eines Baumarktes blicken? Wer will so bitte wohnen? Mir ist das wirklich unverständlich. Es wird sich aber auch künftig wenig daran ändern. Das einzige an dieser Nicht-Planung wird sein, dass später dann auch das Verkehrskonzept (welches Konzept eigentlich) zusammen bricht. Das ist jetzt bereits schon am Anschlag, wenn alle Angestellten zwischen 17 und 18:00 ihre Arbeitsplätze verlassen.

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