Twitter, Twitter, Twitter, Twitter, Facebook, Twitter, Twitter, Blip, ... Es ist schon sagenhaft, wie sich die Kommunikation im Moment rasant wandelt und entwickelt. Sogenannte Soziale Netzwerke scheinen die Kommunikation neu zu definieren - immer schneller, immer öffentlicher, immer spannender - wobei besonders letzteres nicht an der Tagesordnung ist - oft zumindest. Und irgendwie interessiert es mich ja auch und ich beobachte diese Entwicklungen teils mit offenen Mund und versuche meine Scheu durch Mitmachen sukzessive abzubauen oder gar nicht erst aufkommen zu lassen - aber geht das?
Eine der interessantesten, witzigsten und nachdenklich stimmenden Meldungen habe ich vor ein paar Tagen (oder waren es Stunden) so in meinem Twitter Stream gelesen - denn diese Meldung scheint doch schon ein Synonym für die Entwicklung unseres Miteinander geworden zu sein: @Luca "Es ist schön, wenn man vor dem Schlafen den Podcast seiner Freundin hören kann."
Kleiner Exkurs an dieser Stelle zur Erklärung für die 'von Gestern': Twitter ist eine Art öffentliches SMS - Nachrichten mit 140 Zeichen maximal und die kann jeder wer will mitlesen. Podcasts sind gesprochene (meist) Textbeiträge ähnlich einem Nachrichtensprecher - aber aus einer sehr subjektiven Perspektive. Beides (und noch viel mehr im Netz) kann man abonnieren, wird darüber informiert, wenn es etwas Neues (ein Update) gibt und kann es sich dann anhören, lesen, ansehen, .... - meist darauf dann auch gleich reagieren (antworten, posten, kommentieren, bewerten, ...) und das ganze wird zu einem mehr oder weniger regen Austausch auf öffentlich virtueller Basis - das nennt man dann Social Network.
@Luca, ein ziemlich aktiver Twitterer und (selbst?)ernannter Profi für Web 2.0, Social Communities usw. schreibt täglich je nach Ereignis zwischen 10 und 30 Meldungen. Was ihm so im Leben passt, was nicht, wer IN und was OUT ist, was geht und was nicht und so weiter und so fort. Und weil nicht immer was Spannendes passiert, werden wir darüber informiert, wann man aufsteht oder ins Bett geht. Nicht weiters schlimm, denn man muss ja nicht 'zuhören' (respektive mitlesen). @Luca ist sicher ein sehr gutes Beispiel (seine Tweets lesen immerhin 1400 Leute mit und welcher Stammtisch für so manche Binsenweisheit ist schon so groß?), was sich im Netz tut und wie sich unser Kommunikationsbedürfnis ändert (ändern wird oder auch ändern muss, um dabei zu sein).
Für mich ist das Ganze jedenfalls eine stetige Herausforderung und ich kann mir gut vorstellen, warum einige davon auch nichts (mehr) wissen wollen. Denn es macht nicht unbedingt glücklicher immer über alles sofort und jederzeit informiert zu sein - weder, wenn es um Politik, Wirtschaft oder Sonstiges geht. Vielmehr scheint überhaupt eine Jagd nach Informationen losgetreten worden zu sein. Denn wann man ins Bett oder aufs Klo geht, interessiert auch wirklich niemanden (auch wenn wir es doch immer wieder lesen). Der Drang in der Community als spannend dazustehen bedeutet, immer was Neues und Interessantes zu finden und zu kommunizieren - und bloß nicht 2 Stunden zu spät. Nur: was für ein Stress ist das denn? Gut, wenn ich an der Börse arbeite und damit (sehr) viel Geld mache, dann lasse ich es mir vielleicht noch einreden - aber die meisten machen dies ja vollkommen freiwillig.
Aber egal: ich mach' ja selbst auch (noch) mit. Finde es teilweise lustig und manchmal sogar informativ. Es ist wie bei anderen Dingen auch. Bei einem persönlichen Gespräch weiß man im vorhinein auch nicht, ob es am Ende was gebracht hat, oder nicht? Oder in der U-Bahn und im Lift muss man sich so manches dämliche (Telefon-)Gespräch mit anhören.
Um zur Meldung von @Luca zurück zu kommen: Ich für meinen Teil wüsste, was ich am Abend mit meiner Freundin schöner fände, vor allem, wenn man so jung wie @Luca ist - aber das ist eine (ganz) andere Geschichte. Jedenfalls kann man vom 'Podcast hören' keine Kinder bekommen - was man vom 'Händchen halten' ja nicht immer behaupten kann.
Noch ein wichtiger Hinweis: @Luca soll hier in keiner Weise diskriminiert werden - es ist eine Meldung unter vielen von den unterschiedlichsten Leuten, die ich auf Twitter verfolge - sie hat mir besonders gut gefallen und mich zu diesem kleinen persönlichen Résumé angeregt. 'Aufregen' tun mich da ganz andere unnötige Meldungen anderer Twitterer manchmal viel mehr. Ich hätte den Namen auch anonymisieren können, aber das Tweeten ist ja öffentlich - so ist keiner (auch ich nicht) davor gefeit, irgendwo mal zitiert zu werden. Wer im übrigen meinen Twitter-Schwachsinn mitlesen will, kann dies gerne hier tun: http://www.twitter.com/RomanSindelar