Es steht möglicherweise eine neue Revolution im Internet an. Denn vor kurzem wurde Google Wave von Google vorgestellt - eine Variante des E-Mails, wie man es heute wahrscheinlich erfunden hätte. Denn Tatsache ist, dass das E-Mail-Protokoll schon lange vor dem Internet wie wir es heute kennen, erfunden wurde. Damals gab es weder Browser, die uns das heutige Netz in den buntesten Farben präsentieren noch Computer, die dazu in der Lage wären. Und trotzdem hat es sowohl das www als auch das Internet geschafft, zu unserer heutigen Kommunikationsform Nr. 1 zu werden. spätestens seit 1980 hat sich E-Mail breiter durchgesetzt und gilt auch heute noch als die weit verbreitetste Kommunikationsform die einige andere wie Telex oder auch das Telefax weitestgehend abgelöst hat. Aber wer oder was wird das E-Mail ablösen?
Kommunikation ist heute einfach mehr. Schneller, vernetzter, bunter, interaktiver. Viele Soziale Netzwerke leben uns hier eine rasante Entwicklung vor und die Jungen (Digital Natives) wachsen mit diesen Entwicklungen auf und wollen sie auch nicht mehr missen. Da reicht es wenig, dass einige Behörden Netzwerke wir Facebook oder Twitter in der Meinung blockieren, dass diese die Produktivität senken. So in etwa war das auch damals mit der Entwicklung des World Wide Webs - viele Unternehmen haben ihren Mitarbeitern einfach keinen Zugang gewährt oder die Nutzung streng limitiert. Doch kann man sich heute noch einen Arbeitsplatz ohne den weltweiten Zugang vorstellen?
So ähnlich könnte das auch mit unserer Kommunikation in Zukunft stattfinden. Und hier stellen sich heute die Weichen, mit welcher Kommunikationsform wir künftig miteinander kommunizieren werden? Jedenfalls werden die Anforderungen daran 'in Echtzeit' und 'total vernetzt und interaktiv' sein. Werden dies Services wie Facebook oder Twitter sein? Kein Wunder jedenfalls, dass die ganz großen Player wie Microsoft, Google aber auch Apple an solchen Netzwerken starkes Interesse zeigen und sich in der Käuferliste in die erste Reihe stellen.
Bei den oben gezeigten Charts sieht man gut die Entwicklungen der Trends im Internet (via Google Trends) als untrügliches Zeichen der Zeit. E-Mail als Begriff ist schon seit Jahren in aller Munde und wird von zig millionen Webseiten und Suchen abgefragt. Sieht man sich die neuen Entwicklungen der Sozialen Netzwerke wie Facebook und Twitter an, dann sieht man, wie diese an Beliebtheit und Aufmerksamkeit in der letzten Zeit start zugenommen haben. Insbesondere Facebook dominiert im Moment weltweit alles an Zuwendung und es ist kaum zu glauben, dass jemand noch keinen Facebook-Account hat - Vorurteile hin oder her (das ist bald ähnlich wie eine Einstellung, dass man heute immer noch Briefe schreibt und verschickt ...)
Jetzt hat sich hier auch Google mit ins Rennen gebracht und scheint hier einen neuen großen Standard auf breite Basis zu stellen. Denn Google Wave soll komplett Open Source sein (also jeder kann den Code einsehen und auch Änderungen laufend vorschlagen und hinzufügen - das Gegenmodell zur Erfolgsgeschichte von Microsoft) und außerdem soll ein offenes API (Interface für Programme) zur Verfügung stehen (Twitter hat sich mit einem einfachen API schnell für viele Anwendungen angeboten und es damit zu einer rasanten Entwicklung geschafft).
Vor kurzem wurde dieses neue Protokoll 4000 Entwicklern vorgestellt und es soll noch in diesem Jahr soweit sein, dass man es dann auch der Öffentlichkeit präsentieren kann. Was ist das Spannende daran? Anders als beim E-Mail, wo man vielleicht die eine oder andere Stelle zitiert aber nicht über Dinge diskutiert, Bilder und Dateien interaktiv und jederzeit einer sogenannten 'Wave' hinzufügen kann und mit den Teilnehmern daran in Echtzeit 'chatten' kann. Sowas geht im Moment nur mit den unterschiedlichsten Netzwerken und Anwendungen (Chat, Twitter, Facebook, Blogs, ...) und soll durch das Google Wave Protokoll revolutioniert und zusammengefasst werden. Und das auch unabhängig von Google (also frei für andere Provider).
Wir sind schon sehr gespannt wie wir in Zukunft miteinander online vernetzt sein werden und miteinander kommunizieren. Ob sich so ein Projekt auf breiter Basis durchsetzen wird und auch andere technische Partner und Provider bei so einer Entwicklung mitziehen werden. Denn das ist auch die wichtige Voraussetzung, dass es zu einem internationalen und systemunabhängigem Standard werden kann. Wir würden uns auf jeden Fall freuen. Denn schon alleine der erste Einblick in die Vorstellung für die Entwickler zeigt, welche Möglichkeiten so eine Erfindung mit sich bringen würde. (Hier geht es zum Video auf YouTube - in englisch)
Und wenn wir künftig nicht mehr vom 'Emailen' sprechen sondern vielleicht sagen: 'Eröffnest du eine neue Wave?' oder 'Ich mach mal eine Wave ...' sind wir dort angelangt, von dem die Entwickler bei Google (ein Team rund um Lars und Jens Rasmussen, die übrigens auch für die Entwicklung von Google Maps verantwortlich waren und schon einmal eine Revolution im Netz vorangetrieben haben) geträumt haben.
Zusatz: spannend finden wir, dass trotz der Marktmacht von Google einiges aus dem Reich des dominierten Netzwerkes nicht ausgenutzt wird. So finden sich zwar bereits bei einer Suchanfrage bei Google mit dem Begriff 'Google Wave' 34,5 Millionen Suchergebnisse im Index (und dies in sehr kurzer Zeit) - das Video auf YouTube haben sich bereits rund 1 Million Besucher angesehen (was aber von Events wie zum Beispiel der Auftritt von Susan Boyle bei weitem übertroffen wurde). Bei Google Trends findet Google Wave noch nicht wirklich statt und eine Bildersuche bringt überhaupt keine Logos dazu zum Vorschein (nur 285 -falsche- Ergebnisse). Hier wird das Netzwerk also noch nicht zur Gänze genutzt - aber auch das kann eine Strategie sein, damit andere Anbieter (teils Konkurrenten) von dieser Entwicklung nicht gleich abgeschreckt werden.
UPDATE (August 2010): Google Wave wurde nun von Google offiziell wieder eingestellt und nicht mehr weiter entwickelt. Wir nehmen aber an, dass Google an einer Facebook-Konkurrenz arbeitet und Google Wave Technologie dann selbst nutzen will. Ursprünglich war ja geplant, dass es sich hier um einen offenen Standard handelt. Da aber Google als Absender dahinter steht, haben der Sache wohl zuwenig getraut. Noch dazu wo man einen Google Account zum Nutzen und Testen anlegen musste.