Vom Himmel hoch ...

Veröffentlicht am 13. Dezember 2004 von Roman
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Jeder freut sich über ein Weihnachtsgeschenk. Nur: Wer darf es eigentlich bringen? Das Christkind, der Weihnachtsmann oder gar schon der Nikolo? Ein 'Who's who' der populärsten 'Bringer':

Der Weihnachtsmann im roten Mantel, geboren in einem Coca-Cola-Werbespot? Das Christkind von Martin Luther erfunden, als Reaktion auf den Nikolaus, der in den USA zu Santa Claus wurde, weil ihn die Niederländer umgetauft haben? Alles gelogen? Keineswegs. Im vorweihnachtlichen Himmel wartet eine Mischung aus historischen Figuren und Fantasiegeschöpfen darauf, uns einmal im Jahr zu beschenken.

Die besten Karten, historisch gesehen, hat der heilige Nikolaus, denn ihn gab es tatsächlich. Er ist so etwas wie der Urvater der Geschenkebringer. Als Kind reicher Eltern in Kleinasien - dem Gebiet der heutigen Türkei - geboren, wurde er im 4. Jahrhundert Bischof der Stadt Myra. Als Kinderfreund machte er sich einen Namen, bewahrte seine Stadt vor einer Hungersnot und soll dem damaligen römischen Kaiser im Traum erschienen sein. Bis heute ruhen seine sterblichen Überreste in einem Sarkophag der Bischofskirche. Richtig berühmt wurde der Nikolo im 6. Jahrhundert als Schutzpatron der Seeleute.

Im mittelalterlichen Frankreich findet sich 1291 der erste Hinweis auf ein Nikolausfest - für Kinder damals so gut wie die einzige Möglichkeit, an ein Geschenk zu kommen, zumindest für die braven. Denn eine Voraussetzung war von Beginn an ans Geschenkeauspacken gekoppelt: Man musste den Eltern gefolgt haben. Über das Betragen der Kinder informierte sich der Nikolo beim Hausbesuch höchstpersönlich, und weil nicht immer alle brav waren, brachte er irgendwann den Krampus mit. Der sollte sich um die Rotzlöffel kümmern.

Der Brauch des jährlichen Schenkens machte im Mittelalter schnell die Runde - bis nach Deutschland, wo Martin Luther nicht einsehen wollte, dass ausgerechnet ein katholischer Heiliger die Kinderaugen zum Strahlen bringen sollte. So etablierte er gegen 1535 das 'Christkindl'. Seit damals verteilt dieses die Geschenke an seinem Geburtstag, dem 25. Dezember, oder am Vorabend desselben.

Das Christkind eroberte über das evangelische Deutschland auch Bayern und Österreich, sein Aussehen ist bis heute umstritten. War es zunächst das Jesuskind in der Krippe, so entwickelte sich parallel dazu die Vorstellung einer Engelsgestalt mit Flügeln, die bald die Kerzen am Christbaum anzünden und ein Glöckchen läuten durfte, bevor es durch das Fenster verschwand. Die Ironie an der Erfindung des Christkinds: Später sind es die Katholiken, die daran festhalten. Noch heute reichen die Spuren von Luthers Einfall bis ins katholische Mexiko, dessen Klerus den Weihnachtsmann einen 'übergewichtigen Clown' nennt und gegen 'Santa' mobil macht, wie auch die heimischen Christkindvereine, denn: 'Dem Weihnachtsmann geht's nur um die Geschenke!'

Dabei tauchte er schon im 18. Jahrhundert bei uns auf. Als Figur, die dem Nikolo verdächtig ähnlich ist. Die Niederländer nannten diesen 'Sinter Claas', was in Amerika zu Santa Claus wurde. Er kommt nicht durchs Fenster geflogen, sondern rutscht durch den Kamin in Richtung Christbaum, den wiederum die Deutschen erfunden haben. Die Geschenke versteckt er in den Socken - eine englische Tradition. Der Rentierschlitten ist übrigens ein Erbe der Skandinavier und ihres Gottes Odin, der damit schon in den nordischen Sagen durch kalte Winternächte flog und brave Menschen glücklich machte.

Sein heutiges Aussehen - ein gutmütig zwinkernder älterer Herr im roten Mantel - verdankt der Weihnachtsmann einer Werbeaktion von Coca-Cola aus den 1930er-Jahren, die 'Santa' auch sein 'Ho ho ho!' in den Mund legte. Und wer soll das alles glauben? Die Kinder. Sie tun es im Durchschnitt bis zum Volksschulalter, heute etwas länger als noch vor zwanzig Jahren, weil es mehr Einzelkinder gibt, denen die Besserwisserei ihrer Geschwister abgeht. Vielleicht erledigt das ja bald das Internet, wo inzwischen die wissenschaftliche Beweisführung geglückt ist, dass es den Weihnachtsmann nicht geben kann:

Bei all den beschenkten Kindern dieser Welt, so haben spitzfindige Köpfe ausgerechnet, hätte er am Weihnachtstag 822,6 Besuche pro Sekunde zu erledigen, was bei einer Aufenthaltsdauer von einer Tausendstel Sekunde pro Haushalt (angenommen werden 3,5 Kinder pro Haushalt) ein Schlittentempo von 1.040 km pro Sekunde voraussetzt, um dieses Pensum erledigen zu können. Dabei wäre der Luftwiderstand dermaßen groß und die Rentiere samt Santa Claus müssten so viel Energie absorbieren, dass sie augenblicklich in Flammen aufgehen würden. Es kann ihn also gar nicht geben, den Weihnachtsmann. Aber was würde ein Kind dazu sagen? Vermutlich, dass das nicht so schlimm ist, weil es die Liste ans Christkind eh schon im Sommer geschrieben hat. (Quelle: Visa-Magazin)

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