Saziani tested!

Veröffentlicht am 13. April 2005 von Roman
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Eigentlich sind wir ja ganz und gar nicht zum Testen der Saziani Stub'n nach Straden in die Steiermark gefahren. Vielmehr, um einen netten Abend mit Freunden da zu verbringen. Und weil wir dann natürlich nicht mehr heimfahren wollten, haben wir auch im Schlafgut Neumeister übernachtet. In den letzten 6 Monaten waren wir nun 3x da - oft genug jedenfalls, um unsere Eindrücke hier mal niederzuschreiben.


Und komischerweise waren es immer wieder Packages, die wir im vorhinein gebucht haben. Einmal mit 5-gängigem Menü, Kellerbesichtigung und Schnapsbrennerei, einmal ein Spezialmenü abgestimmt auf die Weine von Reinhold Krutzler/Burgenland (http://www.krutzler.at) - und diesmal eben wieder ein Neumeister-Package mit Menü, Weinführung, Übernachtung und Schnapsbesichtigung.

Da die Packages aber immer Spezialmenükarten aufweisen, wollten wir diesemal doch wissen, was das 'Koch des Jahres 2004' Menü zu bieten hat. Denn immerhin hat Gault Millau 2003 die Saziani Stub'n als eines der 6 besten Restaurants Österreichs mit 18 von 20 Punkten gekürt. Und wir hatten eben dieses herausragende Erlebnis bei unseren letzten Besuchen nie mehr wieder gehabt.

Schon vor ein paar Jahren haben wir ja einmal einen Abstecher vorbei gemacht. Mit Freunden bei einem launigen Steiermark-Besuch. Das war noch lange vor 2003 - und damals hatten wir diese gewisse WOW Erlebnis. Frische marinierte Kräuter, feinste Kochkunst mit guten Saucen und wohlschmeckenden Beilagen. Und einen engagierten aufstebenden Service nebst steirischer Freundlichkeit.

Besonders von letzterem ist leider nicht mehr allzuviel übrig geblieben. Aber mal der Reihe nach. Zuerst haben wir einen Weintour durch den Neumeister Weinkeller gemacht. Schon oft gesehen - im Package zahlt man aber dafür. Schade, denn früher war es selbstverständlich, wenn man ins Weingut kam Weine zu verkosten und auch einen Blick in den Weinkeller zu bekommen. Ganz unorganisiert - aber dafür mit Flair. Der Trend zum Verkostungstourismus ist aber wohl auch hier in der Steiermark spürbar und so reagiert man halt darauf. Anyway!

Also zum Essen ins Restaurant - 6 (offizielle) Gänge warten auf uns. Und weil man den Kritikern beweisen will wie toll man ist, werden viele Gänge auf zwei aufgeteilt. Und auch 1 Gruß des Hauses reicht heute nicht mehr. Es müssen mindestens 2 sein - scheint es. Ähnliche Beobachtungen sind aber auch anderswo zu machen und ist keine Eigenheit der Saziani Stub'n. Uns wäre es ja lieber, man konzentriert sich auf die angebotenen Gänge und schlägt hier die 'Schlacht der Begeisterung'. 6 Gänge = 6 Chancen einen Gast zum Wiederkommen zu animieren, 3 Gänge sind dann halt nur 3 Chancen - umso mehr muss man sich anstrengen!

Lesen tut sich das alles ja recht interessant auf dem Menü. Austern, Goder, Blunz'n, Sorbet auf Erbsen, ... und vieles davon schmeckt auch ganz interessant. Aber trotz der außergewöhnlichen Zutaten und Zusammenstellungen kommt nur ganz selten das AHA-Erlebnis auf. Die warmen Austern in der Rahmsuppe können nun mal mit guten frischgeöffneten Austern vom Markt mit einem Spritzer Limettensaft nicht mithalten. Ein Goder oder Kalbswangerl ist nun mal fett - und kaum jemand kann das heutzutage ohne schlechtem Gewissen essen. Ist einfach so - auch wenn das Kalbswangerl nicht dafür kann. Und ein Sorbet auf Zuckererbsen ist halt einfach kein Dessert!

Zu kritisch? Ist halt unsere Meinung - was aber unter jeder Kritik ist, ist der Service. Und der war nicht nur an diesem Abend schlecht sondern bei unseren letzten Besuchen nie überzeugend. 15 Minuten warten bis man endlich bestellen kann, ist einfach zu lange. Weine, die trotz mehrmaliger Aufforderung nicht dekandiert werden, unkoordiniert und lieblos - man hat fast den Eindruck, - jedenfalls nicht begeisternd. Und wenn man zwischen 6 Hauptgängen, plus Zwischengängen plus Grüßen immer einen halbe Ewigkeit warten muss, dann stellt sich unweigerlich in der Halbzeit ein Sättigungsgefühl ein, dass man den Rest des Essens gar nicht mehr wirklich genießen kann. Und außerdem trinkt man dann auch mehr und verliert ebenfalls seine Sinne.

Alles in allem freut man sich dann, wenn man die paar Schritte zum Schlafgut geht um dort dann schleunigst ein Samarin oder Rennie zu nehmen. Im Schlafgut schläft man gut - Fernseher, DVDs und Weine vom Weingut stehen zur Verfügung. Von all dem bekommt man allerdings kaum etwas mit. Am ehesten noch morgens in der geräumigen Dusche. Schön und nah - aber das ganze hat natürlich auch seinen Preis.

Auch wenn man über Essen, Service und Programm geteilter Meinung sein kann, beim Frühstück stimmt kaum etwas. Hier geht es mit dem unkoordinierten Service weiter. Käse, Marmeladen, Brot und Wurst sind von sehr guter Qualität. Aber leider dauert alles viel zu lange. Das Ei braucht 15 Minuten, dann ist das Brot aus - wieder weitere 5 Minuten um auf Nachschub zu warten. Der Kaffee (Kännchen) ist kalt, usw., usw.

Also für uns ist es jetzt mal wieder für eine Weile lang genug Saziani gewesen. Eines kann man der Saziani Stub'n jedenfalls nicht absprechen (anders also, wie beispielsweise bei Mörwald in Ambassador): hungrig geht man nicht ins Bett!

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