Der Star der Stars knipst: Sante d’Orazio

Sante D'Orazio denkt sich nicht viel, wenn er fotografiert. Sagt er. Der US-Fotograf besteht darauf, seine Bilder stets spontan entstehen zu lassen. Sie seien nicht geplant, die Motive kämen zu ihm und ab einem gewissen Punkt sei der Schaffensprozess gänzlich 'in Gottes Hand' - erzählte er jedenfalls am Mittwoch im Kunsthaus Wien. Und wir würden ihm natürlich auch gerne glauben, dass er die nackten Models einfach so auf den Stränden von Miami findet . . .

Dass der Mann aber Sätze wie: 'Pamela Anderson ist ein lebendes, atmendes, sich bewegendes Kunstwerk. Wenn man sie ganz allein in einen Raum stellen würde, wäre das schon eine Ausstellung für sich' von sich gibt, überrascht dann doch ein wenig. Natürlich, D'Orazio verdankt Pamela Anderson einen Teil seines jüngsten Erfolges, weil er im vergangenen Jahr das Buch 'Pamela Anderson - American Icon' mit Fotos von ihr gemacht hat. Aber tatsächlich, der 50-jährige Fotograf mit langen Haaren und Wohlstandsbäuchlein glaubt, dass Anderson irgendwann einmal eine Ikone sein wird. Ein Symbol für die Achtziger und Neunziger Jahre, so wie Marilyn Monroe eine Ikone und Sinnbild für Weiblichkeit sei, so D'Orazio.

Egal ob Anderson die neue Monroe wird oder nicht, D'Orazios Metier sind nackte Körper. Den Blick für die Schönheit der Nacktheit hat der gebürtige New Yorker in seiner Zeit am Brooklyn College für Malerei und Kunst geschult. Dort zeichnete er schon mit 14 Jahren Akte und vertiefte sich in die Kunst der Malerei, die bis heute seine wichtigste Leidenschaft geblieben ist. In der Jugendzeit in New York hat er nicht nur unzählige Kontakte in der Modebranche ('Ich kenne Naomi Campbell und Christy Turlington seitdem sie 15 sind') geknüpft, sondern auch das Glück gehabt, seine ersten Aufträge unter der Regie von Andy Warhol absolvieren zu dürfen. Als 17-Jähriger stand D'Orazio mit seinem Portfolio vor dem Künstler und ging ab sofort in dessen 'Fabrik' aus und ein. Aus dieser Zeit stammt auch seine enge Freundschaft zu den beiden Künstlern Damien Hirst und Francesco Clemente (gleichfalls wie er ebenfalls Italoamerikaner). In den Achtzigern kommt der kommerzielle Erfolg. D'Orazio fotografiert die damals zu Stars aufsteigenden Supermodels, Stars aus der Filmbranche, wie Angelina Jolie und Musiker, wie Guns N' Roses-Sänger Axel Rose - mit einem Totenkopf im Schritt übrigens. Er macht Magazin- und Plattencovers und produziert Musikvideos. Heute kostet ein kleines Bild von ihm rund 10.000 Euro. Und die Motive für seine Bilder? Ja, die fliegen ihm mittlerweile offenbar wirklich zu. (Quelle: DiePresse.com)